Hauptbeobachtungen
CROP ist durch zwei Beobachtungen motiviert, die eine Reihe von Fragen darüber aufwerfen, warum regionale Organisationen gegründet werden und wie sie gestaltet sind. Erstens stellen wir einen kontinuierlichen und - seit den 1990er Jahren - rapiden Anstieg der Zahl der Regionalorganisationen in allen Weltregionen fest, wie rechts abgebildet. Von lediglich sechs regionalen Organisationen im Jahr 1946 ist die Zahl auf 75 im Jahr 2019 gestiegen. Zweitens gibt es anekdotische Hinweise darauf, dass sich einige Organisationen von den Designentscheidungen anderer Organisationen beeinflussen lassen. Die Afrikanische Union und die Aussage, "wie die EU werden zu wollen", scheint ein typisches Beispiel zu sein, wie dieses Newsweek-Titelbild aus dem Jahr 1996 zeigt, das links abgebildet ist.
Relevanz
Diese beiden Beobachtungen haben eine lebhafte wissenschaftliche Debatte darüber entfacht, wie regionale Organisationen ausgestaltet werden. Einige argumentieren, dass die Europäische Union (EU) als wichtiges Referenzmodell dient, was andere Organisationen dazu veranlasst, es zu kopieren. Andere argumentieren, dass die Mitgliedsstaaten ihre eigenen Rationalitäten bei der Gestaltung von Regionalorganisationen haben, was das Kopieren unwahrscheinlich und sogar irrational macht. Wenn das Kopieren unter Institutionen die Regel wäre, müssten wir theoretisch überdenken, was die institutionelle Ausgestaltung internationaler Institutionen erklärt.
Wissenschaftliche Fragestellung
Das wirft Fragen von allgemeiner politikwissenschaftlicher Relevanz auf:
Was bestimmt das institutionelle Design unter regionalen Organisationen?
Berücksichtigen die Mitglieder regionaler Organisationen die Gestaltungsentscheidungen anderer regionaler Organisationen, wenn sie ihre Organisation überarbeiten?
Und werden die institutionellen Designs der Regionalorganisationen dadurch im Laufe der Zeit immer ähnlicher?
Problemdefinition
Das Problem ist: Wir können die Ähnlichkeit zwischen Regionalorganisationen nicht wirklich bestimmen, weil existierende Datenbanken sich in der Regel auf spezifische Ähnlichkeiten wie ihre formal-bürokratischen, "staatsähnlichen" Merkmale oder auf einzelne Organe wie Gerichte oder Parlamente konzentrieren. Einfach ausgedrückt: Wir wissen nicht, wie ähnlich sich regionale Organisationen sind, weil sie noch nie umfassend untersucht wurden.
Die Lösung: Das Comparative Regional Organizations Project
Genau das machen wir. Wir haben einen Datensatz mit den institutionellen Gestaltungsmerkmalen aller 75 Regionalorganisationen (1945-2019) erstellt. Um in den Datensatz aufgenommen zu werden, mussten ROs drei Kriterien erfüllen:
- Sie bestehen aus mindestens zwei zusammenhängenden Staaten, die ihre Mitgliedschaft darin auf regionaler Basis definieren (z.B. Südliches Afrika, Karibik);
- Sie sind multifunktional und konzentrieren sich nicht auf einen einzigen Themenbereich (wie die Organisation der Arabischen Erdöl exportierenden Länder); und,
- Sie sind ausreichend institutionalisiert, um regelmäßige Treffen und Regeln für die Entscheidungsfindung zu erfordern.
Forschungsdesign
CROP erhebt systematisch die institutionellen Gestaltungsmerkmale auf drei Ebenen:
Normen und Prinzipien, auf die sich die Mitgliedsstaaten verpflichten,
Organe, die die Mitgliedsstaaten schaffen,
Politische Kompetenzen, die die Mitgliedsstaaten übertragen.
Als Ergebnis können Regionalorganisationen in einer Reihe von Dimensionen miteinander verglichen werden. Sie können bestimmte Entscheidungsorgane teilen, wie z.B. einen Ministerrat oder ein Gericht. Sie können ähnliche Prinzipien und Werte teilen, und sie können politische Kompetenzen teilen, die an sie delegiert worden sind.
Institutionelles Design erheben und erklären
In einem nächsten Schritt führen wir die CROP-Daten mit anderen Daten zusammen, die es uns ermöglichen, zu erklären, welche Faktoren die Ähnlichkeit der institutionellen Gestaltung determinieren. Dahin ist es noch ein längerer Weg. In der Zwischenzeit teilen wir unsere Daten, um das Wissen über regionale Organisationen, eine der wichtigsten Säulen einer Weltordnung, zu fördern.
Was ist Diffusion?
Definition
Wir definieren Diffusion als eine Situation ...
in der unabhängig Entscheidungen getroffen werden, wobei die Entscheidung des Akteurs A die Wahrscheinlichkeit verändert, dass Akteur B eine ähnliche Entscheidung trifft
in der die Entscheidung zur Übernahme eines ähnlichen institutionellen Designs eine freiwillige und keine koordinierte ist
in welche die spezifischen Diffusionsmechanismen (Anreize, Lernen, soziale Legitimation, Wettbewerb) bestimmen, welche Organisationen mit der Zeit ähnlicher werden
